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Emma Lüthje (1912 bis 1995)

Die Eckernförderin Emma Lüthje hat mindestens ein Kind im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR) getötet. Die Tochter des Betriebsdirektors der Eckernförder Kleinbahn kehrte nach der Selbsttötung ihres Vaters 1945 ins Elternhaus zurück und praktizierte in ihrer Heimatstadt weiter. Sie gab während einer Vernehmung 1948 ohne Not und Zwang weitere Tötungen zu: »Ich weiß bestimmt, daß ich noch in mehreren anderen Fällen Sterbehilfe geleistet habe, bin aber beim besten Willen nicht in der Lage, nähere Einzelheiten anzugeben. Die Fälle ereigneten sich auf der Säuglingsstation SII, bei der Stationsschwester Waltraut Grobe, geborene Arnold, war. Ob diese Schwester die Kinder gehalten hat, ist mir auch nicht mehr im Gedächtnis.« In ihrer Nachbarschaft waren die Vorwürfe gegen sie bekannt. Man sprach sie aber nicht darauf an. Manche gingen mit ihren Kindern nicht zu ihr, weil wohl etwas von ihrer Vergangenheit bekannt war, wie während einer Vortragsveranstaltung  der Heimatgemeinschaft Eckernförde im Dezember 2015 zu erfahren war.

 

Mehr zu ihr in: "Kindermord im Krankenhaus" von Andreas Babel (3. Auflage 2021), S. 142 bis 150.

Emma Lüthje ist die Zweite Dame von rechts.
Emma Lüthje steht hier ganz rechts mit den anderen KKR-Assistentinnen.
Emma Lüthje im Kreise der befreundeten Familie Aeissen, deren Angehörige noch von einigen Besuchern eines meiner Vorträge im Jahre 2015 in Eckernförde mühelos anhand dieses schlechten Fotos identifiziert worden sind.
Emma Lüthje und ihre Freundin Etta Aeissen (rechts), mit der sie zeitweise in ihrem Elternhaus unter einem Dach lebte.
Emma Lüthje (in der Mitte) im Kreise der Familie Aeissen.

Die Serie zeigt von links nach rechts: Emma Lüthje, Mai 1915; Emma und Hans Lüthje, Königsberg 1913; Emma Lüthje 1913. Alle Bilder stammen aus der Personengeschichtlichen Sammlung Hans Heinrich Lüthje (PS 0160) im Zentralarchiv der Christengemeinschaft Berlin.

Etta Aeissen überließ dieses Familienfoto 1998 dem Archiv der Christengemeinschaft Berlin, für die Bruder Hans als Pastor jahrzehntelang tätig war: Sie schrieb dazu: "[...] Die drei Personen rechts kenne ich nicht, auch die Stubeneinrichtung ist mir nicht bekannt." Das Familienbild ist das einzige, das keine Kopie ist. Darauf: v.l.n.r. Hans Lüthje, die Mutter Emma Lüthje, geborene Groth, der Vater Peter Heinrich Lüthje, die Schwester Emma Lüthje davor sitzend.
Am 27.3.1945 schrieb Hans Lüthje diesen Brief an seine Eckernförder Familie. Sein Vater muss diesen Brief am 11.4.1945 erhalten haben, wie aus der Eintragung oben zu erfahren ist. Wenig später brachte sich der Vater um, indem er in den Eckernförder Hafen ging und ertrank. Die drei Karten hatte er aus Skandinavien beigefügt, wo er als Soldat Dienst tat.
In diesem Haus am Liliencornweg in Eckernförde-Borby lebte Emma Lüthje von Kindesbeinen an und bis zu ihrem Tod.
Wenn man aus dem Haus tritt, kann man die Eckernförder Bucht direkt am Ende des Liliencornwegs sehen. Hier lebten die betuchten Eckernförder.
Die Briefe, die Emma Lüthjes Vater Peter Heinrich bis kurz vor seinem Freitod im Eckernförder Hafen schrieb, wie diesen am 21.3.1945 an einen Otto, sind schwer zu entziffern. Er beendete sie meist mit einem "Heil Hitler", auch wenn seine Briefpartner ihn meist nur "herzlich grüßten". Im Weiteren findet sich weitere noch nicht ausgewertete Korrespondenz des einstigen Kleinbahndirektors.
Den oben veröffentlichten Brief des Hamburgers Paul Teichert beantwortete Peter Heinrich Lüthje am 21.8.1942:
In der folgenden Auflistung des Vaters ist auch vermerkt, wann Emma Lüthje "auf Urlaub" in Eckernförde war: am 1. und 2. Mai 1943 sowie vom 17. auf den 18.7.  und am 18. bis 20. August war sie in Borby und vom 12. bis 27.9.1943 war sie zu Hause (am 26.9 erhielt sie ein Telegramm, mit dem sie aufgefordert wurde, sofort zum Olgaheim nach Hamburg-Wohldorf anreisen solle. Sie kam der Aufforderung am Tag drauf um 9.30 Uhr nach. Rothenburgsort war bombardiert worden und das Kinderkrankenhaus nach Celle und in die Walddörfer evakuiert worden.
Weiterhin war sie vom 18. bis 20. Dezember in Borby und vom 31.12.1943 bis 3.1.1944, außerdem vom 26. bis 28.2. und vom 18. auf den 19.3.1944.
Seiner Nichte Anna schrieb Peter Heinrich Lüthje am 23.3.1945 obigen Brief. Seiner Verwandtschaft in Luck schrieb er am 22.2.1945 und am 22.3. unten stehende Briefe. vom 22. bis 26.10.1943 hatte auch Emma ihre Verwandten dort besucht.
Seinem Sohn Hans schrieb Peter Heinrich Lüthje am 1.4.1945 und am 24.4.1945 die unten stehenden Briefe. Es sind die wohl letzten Zeugnisse des Mannes, der den Freitod wählte. Die Briefe an seinen Sohn unterschrieb er mit "herzlichen Grüßen", nicht mit "Heil Hitler".
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