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Ilse Bauer (1910 bis 1974)

Die beiden Oberärztinnen verließen 1943 das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR): Eine von ihrnen war Ilse Bauer, die zurück in ihre Heimatstadt Essen ging, wo sie 1910 als Zweitgeborene das Licht der Welt erblickt hatte. Ihr Vater war Kaufmann. In ihrem Lebenslauf schrieb sie als Abiturientin, dass sie keinem Tier etwas zuleide tun könne. Sie war die einzige Beschuldigte, die angab, kein Kind getötet zu haben, obwohl sie dieser Tat beschuldigt wurde. Weil eine Kinderkrankenschwester, die das Kind bei der Tötung festgehalten hat, sie offenbar glaubhaft beschuldigte, folgte die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift der Zeugin und nicht der Ärztin. »Die idiotischen Kinder, die zur Tötung kamen, waren an sich nicht lebenswert. Ich selbst bejahte an sich die Euthanasie, wollte aber eine Tötung in keinem Falle selbst durchführen«, sagte Bauer aus. Sie heiratete 1943 einen Pathologen und bekam einen Sohn, der als junger Erwachsener kinderlos verstarb. Sie selbst starb nach einem Schlaganfall, den sie während der Sprechstunde in ihrer Essener Praxis erlitten hatte.

 

Mehr zu ihr in: "Kindermord im Krankenhaus" von Andreas Babel (3. Auflage 2021), S. 122 bis 132.

Ilse Bauer ist die Frau vorne links, die beide Hände in die Taschen ihres Arztkittels steckt. Das Bild ist Anfang der 1940er Jahre vor dem Kinderkrankenhaus Rothenburgsort (KKR) entstanden.
In einem solchen Reihenhaus wie auf diesem Foto aus dem Buch aus der Erbauungszeit der Siedlung Anfang der 1920er Jahre (von einem jüdischen Architekten entworfen) in der Straße Hagelkreuz zog Ilse Bauer als Kind mit ihren Eltern ein. Sie lebte dort bis zu ihrem Ende 1974. Der Witwer lebte weitere zehn Jahre hier.
So sah der Entwurf des repräsentativen Eingangsbereichs der Siedlung Hagelkreuz aus dem Buch aus der Erbauungszeit der Siedlung Anfang der 1920er Jahre aus.
Und so Ende September in etwa aus der selbem Perspektive. Der Baum steht tatsächlich an der Stelle, die in der Zeichnung für ihn vorgesehen war. Vielleicht stammt er tatsächlich aus der Bauphase der Siedlung?
So sah Ende September 2016 der Eingangsbereich  der Siedlung Hagelkreuz aus.
Blütenpracht Ende September 2016 an Straßenzug "Hagelkreuz". Hinten rechts liegt das Haus, in dem Ilse Bauer jahrzehntelang lebte..
In einem der Häuser hinten rechts hat Ilse Bauer gelebt.
Impressionen aus dem Gebiet.
Von Ilse Bauers Haus aus gesehen am anderen Ende der Straße Hagelkreuz liegt das gleichnamige Heimatdenkmal, das laut diesem Schild 1667 vom Rellinger Pastor Heiselmann gestiftet worden sein soll. Am Tage der Hagelfeier, dem Freitag nach Pfingsten, zog alljährlich von der Stiftskirche aus eine große Flurprozession an diesem Kreuz vorbei nach Steele, um Schutz vor Hagelschaden zu erbitten.
Im Keller dieses Hauses an der Frankenstraße 188 hatte Ilse Bauer bis 1974 ihre kleine Kinderarztpraxis. Sie brach während der Sprechstunde hier zusammen und starb wenige Tage später in einem Krankenhaus.
An diesem Baum (von dem im September 2016 nur noch ein Stumpf vorhanden war) kam Ilse Bauer vorbei, wenn sie von der Frankenstraße in Richtung Hagelkreuz-Monument ging.
Über diese Treppe hinter dem Haupteingang zur Siedlung musste Ilse Bauer gehen, wenn sie von der Frankenstraße auf direktem Wege zu ihrem Hause ging. Es sind nur wenige hundert Meter.

Der Architekt der Eyhof-Siedlung:

Josef Rings (* 20. Dezember 1878 in Bad Honnef; † 7. August 1957 ebenda) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner.

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Rings studierte von 1895 bis 1897 an der Baugewerkschule Buxtehude und von 1903 bis 1906 als Gasthörer an der Technischen Hochschule Darmstadt. Er wurde dort Assistent am Lehrstuhl von Friedrich Pützer und lehrte außerdem ab 1908 an den Technischen Lehranstalten in Offenbach am Main (heute Hochschule für Gestaltung). Von 1912 bis 1919 arbeitete er als Abteilungsleiter in der Bauabteilung der Friedrich Krupp AG in Essen, wo er im Industrie- und Siedlungsbau tätig war.

In den 1920er Jahren entwarf er als selbstständiger Architekt in Essen die „Stadtwaldsiedlung“ die „Siedlung Spinnstuhl“ in Gelsenkirchen und einige Siedlungen in Bochum.

Als aktives SPD-Mitglied musste er 1934 nach Palästina emigrieren, dort arbeitete er als Stadtplaner in Tel Aviv. 1939 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1948 kehrte er zurück nach Deutschland.

Rings war seit 1913 Mitglied im Deutschen Werkbund (DWB) und später auch im Bund Deutscher Architekten (BDA).

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1920–1924: „Stadtwaldsiedlung“ (auch: „Siedlung Eyhof“) in Essen-Stadtwald

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Q.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Rings

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Dass die Nachbarn eine  lebendige Gemeinschaft pflegen, war offenbar schon von den Erbauern zwischen 1921 und 1924 so gewollt. So hat Anwohner Friedhelm Wenzel, der seit 1967 in der Straße Hagelkreuz wohnt, in alten Unterlagen gefunden, „dass die Siedler nicht als Eigenbrötler, sondern in Gemeinschaft“ leben sollten. Architekt Josef Rings hatte die Siedlung im Auftrag des Gemeinnützigen Bauvereins Stadtwald geplant. Gedacht war sie nicht für Arbeiter, sondern für „Beamte und Bürger, die sich den Luxus eines Einzelwohnhauses leisten konnten und die Fahrt in die Stadt nicht scheuten“.

Die Eyhof-Siedlung wurde als geschlossene Einheit mit 183 Häusern mit Gärten erbaut. Ursprünglich waren die Häuser recht karg gestaltet, ein gewisses Maß an Individualität sollte sich erst später entwickeln. Insgesamt umfasst die Siedlung rund 300 Wohnungen mit einer Wohnfläche zwischen 100 und 160 Quadratmetern. Schon 1924 fanden dort wohl erste Feste statt.

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Q.: WAZ vom 12.1.2.2014

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