Kindermord im Krankenhaus
Wilhelm Bayer (1900 bis 1973)
Krankenhausleiter Dr. Wilhelm Bayer (1900 bis 1973), Sohn eines Postbeamten, war der einzige männliche Arzt in Rothenburgsort, der nicht an die Front musste, sondern im KKR blieb. Er leitete – wie einige seiner Untergebenen später aussagten – »turmhoch « über ihnen stehend das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort. Er war Karrierist. Er wollte Professor werden und strebte den Aufbau einer mustergültigen Klinik an. Er hatte sich der NSDAP angeschlossen, war der Marine-SA beigetreten und stand hinter dem von Hitler befohlenen Euthanasieprogramm. In verschiedenen umfangreichen, schwer erträglichen Aussagen rechtfertigte Bayer die Morde als menschlichen Akt der Nächstenliebe und pervertierte die Taten dadurch umso mehr. Er sprach von »Mißgeburten« und »mißgebildeten Wesen« sowie von »leeren Menschenhülsen« und »Mißgestaltungen und Entgleisungen«. Er gab an, die unselbstständigen Kinder töten lassen zu haben, um ihren Müttern und deren Familien ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Nach dem Krieg musste Bayer das Krankenhaus verlassen. Ihm wurde aber nicht die Zulassung entzogen, so dass er bis 1970 in seiner Privatpraxis an der Außenalster weiter praktizieren konnte. In seinen letzten Lebensjahren machte er in seinem Altersruhesitz, in Bad Segeberg, noch eine pädiatrische Praxis auf.
Mehr zu ihm in: "Kindermord im Krankenhaus" von Andreas Babel (3. Auflage 2021), S. 28 bis 41.