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Lydia Fontana (1913 bis 1976)

Die Ermittlungsakten erwähnen lediglich die Südtirolerin Lydia Fontana, die 1913 in Bozen als Tochter eines Soldaten und einer Hausfrau geboren wurde, als eine Ärztin, die sich als einzige  offen gegen das Tötungsprogramm ausgesprochen hat. Lydia Fontana ging 1943 in ihre Heimatstadt Bozen zurück und arbeitete ab 1952 an einem homöopathischen Institut in Rom bei Professor Dr. Antonio Negro (1908 bis 2010), der auch zu der Ärzteschaft gehörte, die zwei Päpste behandelten.

Die Katholikin war sehr religiös. Doch wie all die anderen Medizinerinnen redete sie nach dem Krieg wenig von ihrer Zeit am KKR. Sie unterstützte ihre Großnichte in deren Berufswunsch, Physiotherapeutin für schwerstbehinderte Kinder zu werden. Ihre Angehörige übte diesen Beruf im Jahr 2014 seit 40 Jahren in Bozen mit großer Erfülltheit aus – sie war sehr gerührt, als sie davon erfuhr, dass sich ihre Großtante dem Regime widersetzt hatte. Lydia Fontana hatte in ihrer letzten Lebensjahren eine ständige Wohnung in Völs am Schlern, einem Dorf auf 1000 Meter Höhe in der Nähe ihrer Geburtsstadt, wo sie ihre Urlaube verbrachte. Die Medizinerin starb 1976 an Lungenkrebs in Bozen, obwohl sie nie richtige Raucherin war. Sie war einmal unglücklich verliebt. Die Tochter ihrers ehemaligen Verlobten wurde ihr Patenkind. Sie selbst blieb kinderlos.

 

Mehr zu ihr in: "Kindermord im Krankenhaus" von Andreas Babel (3. Auflage 2021), ​S. 216 bis 229.

 

Den kleinen weißen Engel stellte ich
im Mai 2015 auf Lydia Fontanas Grab.
Er möge über diese anständige Frau wachen!
Patrizia Pitscheider mit ihrem Cousin (bzw. Halbbruder) und beider Mutter. Lydia Fontana behandelte das behinderte Mädchen etwa zu der Zeit, in der dieses Foto entstand, in Rom.
Heiner Gschwendt war ein Freund von Lydia Fontana aus Kindertagen. Sie besuchten einige Zeit dasselbe Gymnasium in Bozen. Er heiratete Steffi Nußbaumer (links).
In der Stube des befreundeten Ehepaars Hofer in ihrer zweiten Wahlheimat Völs am Schlern hielt sich Lydia Fontana gerne auf. Sie war keine Raucherin, zog nur fürs Foto einmal an der Zigarette.
Das Bild links und die drei folgenden Fotos stellte Helga Hofer, geborene Ehall,aus Bozen zur
Verfügung. Lydia Fontana ist die schwarzhaarige Dame mit der markanten Brille.
Im obersten Stockwerk dieses Hauses am Kirchplatz in Völs am Schlern hatte Lydia Fontana bis zu ihrem Tod 1976 ganzjährig eine Wohnung gemietet, in der sie ihre Urlaube verbrachte.
Das grüne Haus am Kirchplatz von vorne. Die beiden oberen Fenster gehörten zur Wohnung Lydia Fontanas.
Und noch einmal das Haus von vorne. Links daneben führen Treppenstufen hinunter zum Platz, an dem die Gemeindeverwaltung und die Bücherei liegen.
Mit der Todesanzeige in der Dolomitenzeitung nahmen ihre Freunde Abschied von ihr. Ob es auch eine Anzeige der Familie gab, ist nicht bekannt.
Lydia Fontana 1945 in Klobenstein, wo sie an einem Hilfslazarett arbeitete. Das Bild stammt aus der Sammlung von Mechthild Rottensteiner, dem Mädchen, das vorne in der Mitte dem Kasperletheater so freudig zuschaut. Ich habe sie 70 Jahre nach diesem Bild anhand dieses Fotos sofort erkannt, als sie zu einem meiner Vorträge im Cristallo in Bozen kam. Ich habe mich sehr gefreut, sie dort kennengelernt zu haben.
Beim Kreuzwirt in Völs am Schlern übernachtete ich viermal, als ich im Mai 2015 zu Ehren
Lydia Fontanas in Südtirol war. In dem grünen Haus rechts lebte Lydia Fontana ganz oben.
Links daneben ist die Bibliothek zu sehen.
Der Friedhof neben der Kirche mitten in Völs am Schlern.
Das Kreuz mit den anderen Figuren hängt mitten in Völs am Schlern.
Die Bozner Familie Lobis um 1900 herum. Fünf Töchter und drei Söhne hatten Lydias Großeltern bekommen. Die junge Dame links ist die Tante Lydias, die später Englisch-Lehrerin wohnte und die in ihrer Wohnung in Bozen lebte. Nach Ansicht von Christine Janssen, der Enkeltochter einer der Tanten von Lydia Fontana, war sie damals "die schönste Frau von Bozen". Wer der anderen vier Töchter die Mutter von Lydia Fontana war, ist nicht bekannt.
Völs am Schlern
Die Bibliothek von Völs am Schlern, in deren Obergeschoss ich einen Vortrag über Lydia Fontana und das KKR hielt.
Spektakulär gelegen: Wenn auf dem Völser Fußballplatz einmal der Ball über den Zaun hinten fliegt, dann kann es sein, dass er über 100 Meter tief fällt. Den sieht man dann nicht so schnell wieder.
Der Völser Weiher liegt auf über 1000 Metern Höhe. Hier entspannte sich die Ärztin in ihren Urlauben.
Auch innerhalb von Völs ist es ziemlich hügelig. Auf den Bergen hinten hatte es in der zweiten Mai-Hälfte geschneit.
Von ihrer Wohnung (die beiden obersten Fenster des grünen Hauses) schaute Lydia Fontana genau auf die Kirche im Zentrum von Völs am Schlern.
Das ist das einzige Fotoder Medizinerin, das von der Fondazione Negro überliefert ist. Lydia Fontana war am Homöopatischen Zentrum von Prof. Dr. Antonio Negro als Kinderärztin beschäftigt und arbeitete in Rom etwas länger als 20 Jahre bis zu ihrem Tod 1976.
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